Das Naturfreibad im nordrhein-westfälischen Mettmann ist das zweite FreibadPLUS, das die PAULY GROUP geplant und gebaut hat und das erste mit einem geschlossenen Wasserkreislauf. Dennoch weist es bereits charakteristische Elemente auf, wie gegliederte Beckenlandschaft mit barrierefreiem Zugang, Sandstrand, Holzstege, beckennahe Bepflanzung und umfangreiche Spiel- und Sportmöglichkeiten. Im Segment der Naturbäder war dieses Konzept vor 20 Jahren etwas völlig Neues und setzt bis heute Maßstäbe.
Der Umbau vom sanierungsbedürftigen, konventionellen Freibad zum FreibadPLUS mit biologischer Wasseraufbereitung verlief aber nicht ohne Komplikationen. Denn anders als bei Nachfolgeprojekten dieser Art, fand das Herzstück der Wasseraufbereitung, die Geomatrix®, keinen Platz auf dem eigentlichen Freibadgelände und musste auf ein benachbartes Grundstück ausgelagert werden. Dazwischen aber lag ein Bachlauf, der zudem auch noch komplett verrohrt war.
Dieser Bachlauf wurde kurzerhand aus seinem Korsett befreit und renaturiert. Zwei neue Brücken verbinden jetzt die Bachufer miteinander. So entstand nicht nur ein Naturfreibad, sondern auch gleich noch ein naturnaher Bachlauf.
Auch sonst hat sich der Umbau gelohnt. Das Naturfreibad Mettmann hat in den letzten 20 Jahren mehrere Preise für Gestaltung und Freizeitwert erhalten und die Zufriedenheit der Badegäste beziffert Betriebsleiter Frank Fitsch mit „99,9 Prozent“.
Trotz seiner 20 Betriebsjahre wirkt das Naturfreibad Mettmann modern und zeitgemäß. Die Entwicklung ist aber nicht stehen geblieben und durch ein „Upgrade“ könnte das Bad noch nachhaltiger werden. So würde eine effizientere Pumpentechnik und -steuerung den Energiebedarf noch weiter senken und eine Photovoltaikanlage, etwa auf dem Dach des Funktionsgebäudes, einen großen Teil davon liefern. Der Lohn dieser Investition wären geringere Energie- und Betriebskosten und eine noch bessere CO2-Bilanz.
Im Interview berichtet Frank Fitsch, Betriebsleiter seit der ersten Stunde, von seinen Erfahrungen und wie die anfänglich große Skepsis der Bevölkerung sich schnell in Begeisterung verwandelt hat.
Was ist das Besondere an ihrem Freibad?
Die landschaftlich idyllische Lage des Naturbades mitten im Wald. Die weißen Sandbereiche, die sofort eine Urlaubsatmosphäre aufkommen lassen und Kinder zum Bauen von Sandburgen animieren sowie das klare, weiche, erfrischende Wasser. Hervorzuheben ist sicherlich noch die familiäre Atmosphäre. Die Kinder fühlen sich hier besonders wohl und sagen ihren Eltern, dass sie bei uns schwimmen gehen möchten.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von ihren Gästen?
Wir haben bis heute eine 99,9-prozentige Zufriedenheit. Alle, die unser Bad besuchen, sind begeistert und empfehlen uns weiter. Beim Bäcker, beim Metzger, überall wird erzählt und heute noch kommen neue Gäste zu uns. Es gibt vielleicht 0,1 Prozent, die sagen, mir ist das Wasser zu kalt oder der Boden zu glitschig, aber sonst fühlt sich jeder wohl.
Wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt?
Die Besucherzahlen sind natürlich sehr stark abhängig vom Wetter und da gibt es zu einem konventionellen Bad eigentlich keine Unterschiede. Mit den jetzigen klimatischen Bedingungen und Hitzeperioden hat eigentlich jedes Bad einen guten Zulauf und bei kühlem und regnerischem Wetter sind auch beheizte Bäder schlecht besucht. Wir sind super besucht und das Einzugsgebiet wird immer größer. Unsere Gäste kommen auch von weiter außerhalb und besuchen uns dann immer wieder.
Wie ist die wirtschaftliche Situation? Wie haben sich die Betriebskosten entwickelt, wie die Einnahmen?
Die Einnahmen sind natürlich von den Besucherzahlen abhängig. Wir hatten in der Corona-Zeit, wie alle Bäder, große Einbußen. Aber wir können durch die frequenzgesteuerten Pumpen die Stromkosten stark reduzieren. Ein großer Faktor ist der Brunnen. Wir müssen nicht das teure Stadtwasser beziehen und dafür noch Abwassergebühren bezahlen. Das ist eine Riesenersparnis. Die Personalkosten sind der größte Posten und wenn wir viele Besucher haben, brauchen wir natürlich auch viele Aufsichtspersonen. Aber in den vergangenen Jahren waren wir im Vergleich zu einem konventionellen Bad besser aufgestellt.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit der PAULY GROUP?
Wir hatten am Anfang einen Betreuungsvertrag, der uns sehr geholfen hat, mit der Anlage umzugehen. Unsere Fachleute hatten aber einen so guten Hintergrund, dass sie schon im zweiten Jahr die Anlage selbständig betreuen konnten. Wir haben aber noch einen guten Ansprechpartner, wenn wir Probleme haben. Ansonsten werden wir durch die jährliche Wartung der elektronischen Steuerung von der PAULY GROUP unterstützt.
Wie ist ihr Resümee nach 20 Jahren und wie blicken Sie in die Zukunft?
Durchweg positiv. Am Anfang gab es viele Skeptiker, die Bürger wollten ihr altes Freibad behalten und konnten sich unter einem Naturbad nichts rechtes vorstellen. Da war die Rede vom „Schlammteich“ und wir hatten massive Probleme die Leute zu überzeugen. Gerade am Anfang konnten wir durch das phosphathaltige Stadtwasser die Sichttiefe nicht halten und die Leute sahen sich bestätigt. Das ist dann aber schnell besser geworden und mittlerweile lieben die Leute das Bad.
Aber das Bad ist eine freiwillige Leistung der Stadt und momentan werden freiwillige Leistungen hinterfragt. Ich hoffe, dass wir das Bad den Bürgern noch lange präsentieren können.
Wir waren damals das erste Naturfreibad in Nordrhein-Westfalen. Es gab sehr schnell viele offizielle Besucher aus anderen Kommunen, die sich für diese Badform interessierten und sich unser Bad angeschaut haben. Die Mehrzahl fuhr begeistert wieder nach Hause, oft mit dem Wunsch „Das wollen wir auch!“ Als nächstes wurden in Mühlheim an der Ruhr und in Bielefeld Naturfreibäder gebaut und weitere sind seitdem gefolgt.
Weitere Informationen:
Offizielle Seite der Kreisstadt Mettmann
Naturfreibad Mettmann auf Freibadliebe.de