Seit 2013 wird der gesamte Nassschlamm der Kläranlage Burgstaaken in drei Schilfbeete einer EKO-PLANT Klärschlammvererdungsanlage geleitet und dort entwässert, vererdet und gelagert. Nach 12 Jahren ist jetzt das erste Beet voll und die Klärschlammerde wird ausgebaggert – geräumt – abtransportiert und entsorgt. Gleichzeitig hat der Bau des vierten Vererdungsbeetes begonnen. Diese Erweiterung ist erforderlich, um den wachsenden Tourismuszahlen gerecht zu werden. Die Teilnehmer des Praxistages konnten daher in Burgstaaken nicht nur die Anlage selbst und deren Beschickung mit Klärschlamm besichtigen, sie gewannen auch einen Eindruck von Räumung und Abtransport der entwässerten Klärschlammerde und zusätzlich vom Bau einer solchen Anlage. Eine optimale Gelegenheit also, sich selbst ein umfassendes Bild zu machen.
2,5 Millionen Euro Kostenersparnis
Sascha Deisinger, Werkleiter der Kläranlage Burgstaaken, gab zunächst einen Überblick über die Gründe, die 2012 zur Entscheidung für eine Klärschlammvererdungsanlage geführt hatten. Angesichts steigender Entsorgungskosten und veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen stellte sich die grundsätzliche Frage nach einer wirtschaftlichen und zukunftssicheren Klärschlammbehandlung und -entsorgung. Das Verfahren der Klärschlammvererdung überzeugte, weil es kostengünstige und effiziente Entwässerung mit jahrelanger Lagerung und flexibler Entsorgung verbindet. Vorteile, die sich seit der Inbetriebnahme vollauf bestätigt haben. Insbesondere die zusätzliche Massenreduktion durch biologische Um- und Abbauprozesse führen zu einer deutlichen Reduzierung der zu entsorgenden Restmenge und damit auch der Entsorgungskosten. So konnte Sascha Deisinger von einer Kostenersparnis von rund 2,5 Millionen Euro über 10 Jahre berichten.
Zukunftssichere Entsorgung
Stefan Rehfus, Experte im Bereich Klärschlammbehandlung und externer Berater der PAULY GROUP, stellte dann das Verfahren im Detail vor. Dabei ging es nicht nur um die Ökotechnik selbst. Rehfus spannte den Bogen von der Planung über den Bau und den Betrieb bis zur Räumung und Entsorgung. Auch die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf den Entsorgungsmarkt kamen dabei zur Sprache, einschließlich der zukünftigen Verpflichtung zur Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm. Klärschlammvererdung punktet gegenüber einer maschinellen Entwässerung in allen Bereichen mit deutlichen Vorteilen: minimaler Energiebedarf und Wartungsaufwand, weitgehend automatisierter Betrieb, stark verringerte Restmenge, jahrelange Lagerung, flexibler Entsorgungszeitpunkt und flexibler Verwertungsweg sowie besonders gute Ausgangsbedingungen für eine effiziente Phosphorrückgewinnung.
Bei der anschließenden Anlagenbesichtigung konnten die Teilnehmer dann nicht nur den normalen Anlagenbetrieb inklusive Beschickung mit Nassschlamm miterleben, sondern auch eine aktuell durchgeführte Beeträumung inklusive Abtransports der Klärschlammerde sowie den parallel laufenden Bau des vierten Vererdungsbeetes besichtigen.
Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern
Eigene Anschauung und Erfahrungen aus erster Hand, dass ist das Erfolgsrezept der Praxistage der PAULY GROUP. Wie sieht eine Klärschlammvererdungsanlage aus? Wie groß ist der Betreuungs- und Wartungsaufwand, wie gut die Entwässerungsleistung, wie hoch die Betriebskosten und wie sicher und flexibel die Entsorgung? Antworten auf diese und weitere Fragen bekommen die Teilnehmer direkt vor Ort und von Kollegen, die bereits jahrelange Erfahrung mit der Klärschlammvererdung gesammelt haben. In diesem Jahr finden deshalb weitere Praxistage statt. In Planung sind Veranstaltungen in Brandenburg, Hessen und Bayern.