Schilf ist das Herzstück unserer Ökotechnik. Als Sumpfpflanze kann es permanent Wasser aus dem Schlamm saugen, über die Blätter verdunsten und so Klärschlamm entwässern. Gleichzeitig werden die Wurzeln über feine Kanäle mit Luft versorgt. So gelangt Sauerstoff auch in den Schlamm und schafft dort günstige Lebensbedingungen für ein ganzes Ökosystem aus Mikroorganismen, die Klärschlamm mineralisieren und schädliche Keime beseitigen. Aber Schilf ist nicht gleich Schilf. In der unternehmenseigenen Gärtnerei REED werden jedes Jahr mehrere Hunderttausend speziell angepasste Schilfpflanzen angezogen, die beste Entwässerungs- und Reinigungsergebnisse erzielen.
Training für den späteren Einsatz
Bei REED stehen in wassergefüllten Beeten die Schilfpflanzen dicht an dicht in ihren Töpfen und werden auf ihr späteres Leben vorbereitet. Denn das stellt insbesondere bei Vererdungsanlagen besondere Ansprüche. Klärschlamm weist eine sehr hohe Nährstoffkonzentration auf, an die sich das Schilf anpassen muss. In den Anzuchtbeeten werden die Pflanzen von Anfang an „trainiert“ auch unter diesen Bedingungen gut zu wachsen. Regelmäßig kontrollieren die Mitarbeiter Qualität und Wuchs, entfernen abgestorbene Pflanzenteile, jäten Beikräuter und binden die Pflanzen hoch.
Begleitung in den Winterschlaf
Wie fast alle Pflanzen unserer Breiten ist auch Schilf an den Wechsel der Jahreszeiten angepasst und legt eine Winterruhe ein. Mit den kürzer werdenden Tagen im Herbst stellen die Pflanzen ihr Wachstum ein und verlagern wichtige Nähr- und Reservestoffe in die Wurzeln. Halme und Blätter verfärben sich gelb und vertrocknen. Tief im Schlamm sind die Wurzeln vor Frost gut geschützt, überstehen unbeschadet die kalte Jahreszeit und können im Frühjahr wieder austreiben.
Unterstützt werden die Pflanzen durch den Herbstschnitt. Sind alle Halme und Blätter gelb, werden sie etwa 15 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten. Eine aufwändige Arbeit die sich aber lohnt. Durch die oben offenen Halme werden die im Wasser stehenden Wurzeln besser mit Sauerstoff versorgt und treiben im nächsten Frühjahr umso besser aus.
Der Klimawandel verzögert die Winterruhe mittlerweile deutlich. So verfärben sich die Schilfpflanzen rund einen Monat später als noch vor 6 Jahren. Die längere Saison hat Vor- und Nachteile. In Klärschlammvererdungsanlagen verlängert sich die Zeit, in der das Schilf den Schlamm durch Verdunstung entwässert. Die Mitarbeiter bei REED hingegen müssen nun bis in den November hinein die Pflegemaßnahmen zur Qualitätssicherung fortführen.
Neues Saatgut für noch besser angepasste Pflanzen
Und eine weitere wichtige Aufgabe steht in jedem Winter an: Die Gewinnung von neuem Saatgut. Dafür werden in ausgewählten Vererdungsanlagen Schilfwedel geerntet, getrocknet und eingefroren. Der Frost ist wichtig, denn erst durch diese „Vernalisation“ reifen die Samen vollständig und werden keimfähig. Die geernteten Wedel werden dann gedroschen und die gewonnenen Samen bis zur Aussaat eingefroren. Diese Samen tragen die Anpassung ihrer Elternpflanzen an die besonderen Verhältnisse von Vererdungsanlagen in sich und geben sie an die nächste Schilfgeneration weiter. Seit mittlerweile über 25 Jahren werden bei REED auf diese Weise immer besser an ihren speziellen Verwendungszweck angepasste Schilfpflanzen angezogen. Mit der Winterruhe des Schilfs endet dann auch die lange Saison der Mitarbeiter von REED. Auch für sie ist in den Wochen um den Jahreswechsel die Zeit für die wohlverdiente Ruhe und Erholung gekommen und die Gärtnerei schließt bis Ende Januar.