„Der Container ist voll, dann muss er weg - egal was es kostet.“ So beschreibt Klärmeister Antonio Genovese die Situation, in der sich die Kläranlage Rotenburg-Braach früher befunden hat. Um angesichts schwieriger werdender Rahmenbedingungen die Klärschlammentsorgung flexibler zu gestalten und zudem eine Alternative zur wartungs- und energieintensiven maschinellen Entwässerung zu finden, beauftragten die Stadtwerke Rotenburg a. d. Fulda 2015 THE PAULY GROUP mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Deren Ergebnis fiel klar zugunsten der ökotechnischen Klärschlammvererdung aus. Ende 2016 wurde THE PAULY GROUP dann mit Planung und Bau der Anlage beauftragt und schon im August 2017 konnte sie in Betrieb gehen.
Geringer Energiebedarf, geringere Entsorgungsmenge, flexible Verwertung
Seitdem werden pro Jahr rund 21.500 Kubikmeter Klärschlamm in vier, dicht mit Schilf bewachsene Vererdungsbeete geleitet, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Kläranlage befinden. Durch Verdunstung über die riesige Blattoberfläche und Versickerung im Beetkörper wird der Klärschlamm entwässert. Die Energie dafür liefern allein Sonne, Wind und Schwerkraft – kostenlos, regenerativ und 100 Prozent CO2-neutral. Zusätzliche Energie wird nur für die Pumpen und die vollautomatische Anlagensteuerung benötigt. Zusätzlich zur Entwässerung bauen im Wurzelbereich der Schilfpflanzen Mikroorganismen die organischen Bestandteile des Klärschlamms ab, mineralisieren sie und verwandeln den Schlamm in stark humushaltige Klärschlammerde. Im Ergebnis wird dadurch die zu entsorgende Restmenge erheblich reduziert, im Vergleich mit einer mechanischen Entwässerung um bis zu 50 Prozent. Die Schilfbeete dienen gleichzeitig als Lager. Acht bis 12 Jahre nehmen sie den gesamten Klärschlamm der Kläranlage Rotenburg-Braach auf. Ist ein Beet voll, wird die Klärschlammerde ausgebaggert – geräumt – und kann entweder als begehrter Dünger landwirtschaftlich verwertet oder thermisch entsorgt werden. Die Stadtwerke Rotenburg a. d. Fulda können jetzt in Ruhe abwarten, die Entwicklung des Entsorgungsmarktes beobachten und dann selbst flexibel über den besten Entsorgungsweg entscheiden.
Hochleistungsvererdung für anaerob stabilisierten Klärschlamm
Die Kläranlage Rotenburg-Braach ist für 34.000 Einwohnerwerte ausgelegt und verfügt über eine anaerobe Klärschlammbehandlung. THE PAULY GROUP hat für anaerob stabilisierte Klärschlämme die Hochleistungsvererdung entwickelt. Der Klärschlamm wird mit Flockungshilfsmitteln konditioniert und kann dann optimal entwässert und vererdet werden. In Rotenburg-Braach liegt die Klärschlammvererdungsanlage im Überschwemmungsgebiet der Fulda und verfügt über zusätzliche technische Sicherungsmaßnahmen zum Schutz vor Hochwasser.
Betriebsbegleitende Betreuung gewährleistet optimale Anlagenleistung
Zusätzlich zu Planung und Bau haben die Stadtwerke Rotenburg a. d. Fulda mit THE PAULY GROUP einen Betreuungsvertrag abgeschlossen. Regelmäßig begehen Fachleute der Abteilung Service Ökotechnik die Anlage, begutachten den Schilfbestand, messen den Füllstand und kontrollieren die Anlagenleistung. Werden dabei Verbesserungspotenziale festgestellt, werden in enger Absprache mit der Kläranlage Anpassungen, z. B. bei der Schlammbeschickung oder -konditionierung, vorgenommen.
Erfolgsgeschichte praxisnah
Herr Genovese, Kläranlagenmeister auf der Kläranlage Rotenburg-Braach spricht über die damaligen Gründe für den Bau der Klärschlammvererdungsanlage und seiner jetzt schon 7‑jährige Erfahrungen mit diesem ökotechnologischen Verfahren.
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