Es sieht aus wie eine genau ausgearbeitete Choreografie. Inmitten des Schilfbeets arbeitet sich ein Minibagger Stück für Stück durch die Klärschlammerde voran, nimmt von rechts eine Schaufel auf, schwenkt 180 Grad nach links und lädt sie dort wieder ab. Gleichzeitig dreht sich der große Langarmbagger von außerhalb des Beetes und nimmt die abgeladene Klärschlammerde auf, schwenkt zurück und befüllt damit den bereitstehenden Sattelzug. Und weil die Schwenkradien der beiden Bagger sich überschneiden, haben die Baggerführer ihre Arbeit genau aufeinander abgestimmt und die halbkreisförmigen Bewegungen ihrer Maschinen perfekt synchronisiert.
Notwendig ist dieser „Tanz“, weil Beet 1 der Klärschlammvererdungsanlage in Brevörde in einem ehemaligen Teich ebenerdig und ohne Dämme direkt im Boden angelegt wurde. Anders als bei den meisten Anlagen können hier Bagger und Sattelzüge nicht durch eine Öffnung im Begrenzungswall direkt ins Beet fahren. Geräumt wird deshalb im Zusammenspiel eines Minibaggers im Beet und eines Langarmbaggers außerhalb.
Ein Drittel weniger Entsorgungsmenge
18 Jahre lang hat Beet 1 Nassschlamm der Kläranlage Brevörde aufgenommen, zuverlässig entwässert und vererdet. Insgesamt 43.429 Kubikmeter mit einer Trockensubstanz von 527,5 Tonnen. Entwässert wurde der Klärschlamm durch Verdunstung über die enorme Blattoberfläche der dicht wachsenden Schilfpflanzen und durch Versickerung im Beetkörper. Die Energie dafür lieferten Sonne, Wind und Schwerkraft - kostenlos, 100 Prozent regenerativ und CO2-neutral. Gleichzeitig fanden im Wurzelbereich des Schilfs biologische Um- und Abbauprozesse statt, die die organische Substanz mineralisiert und den Klärschlamm in stark humushaltige Klärschlammerde verwandelt haben. Dadurch wurde die verbleibende Menge zusätzlich reduziert. Übrig blieben ca. 1.900 Kubikmeter mit einer Masse von rund 1.600 Tonnen. Das entspricht einer Volumenreduktion von über 95 Prozent.
Wäre die gleiche Menge Klärschlamm maschinell entwässert worden, wären hingegen etwa 2.400 Tonnen entwässerter Klärschlamm übrig geblieben. Durch die Vererdung hat der Wasserverband Ithbörde-Weserbergland als Betreiber der Kläranlage Brevörde rund 800 Tonnen, entsprechend einem Drittel, eingespart - und damit natürlich auch die Kosten für deren Abtransport und Entsorgung.
Landwirtschaftliche Verwertung - auch im Herbst
Das ist aber nicht der einzige Vorteil der Klärschlammvererdung. Anders als maschinell getrockneter Klärschlamm ist Klärschlammerde geruchsneutral und von krümeliger Konsistenz. Sie zeichnet sich durch einen hohen Humusgehalt aus, enthält viel pflanzenverfügbares Phosphat und der darin verbliebene Stickstoff ist fest gebunden und nicht auswaschungsgefährdet. Klärschlammerde ist deshalb optimal als Dünger geeignet und wird unter dem Markennamen EKO-Terra in der Landwirtschaft verwertet. EKO-Terra ist bei Landwirten vor allem für den Humusaufbau und zur nachhaltigen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit beliebt. Aus diesem Grund gelten in vielen Regionen Deutschlands für EKO-Terra Sonderregelungen für die Spätsommer- und Herbstdüngung.
Das „Rundum-Sorglos-Paket“ der PAULY GROUP
Auch die Klärschlammerde aus Beet 1 von Brevörde wird landwirtschaftlich verwertet. Die Sattelzüge liefern die „geerntete“ EKO-Terra direkt auf die Ackerflächen von Landwirten in der Region. THE PAULY GROUP übernimmt dabei die gesamte Organisation. Das umfasst nicht nur Beeträumung und Anlieferung, sondern auch die Untersuchung der Böden, Ermittlung des Düngebedarfs, Anmeldung der Düngemaßnahme und Ausbringung auf die jeweiligen Flächen.
Damit ist die Klärschlammvererdung nicht nur eine ökonomisch und ökologisch vorteilhafte Alternative zur mechanischen Entwässerung. Mit dem kompletten Servicepaket der PAULY GROUP werden Kläranlagenbetreiber auch vollständig von der Entsorgung ihres Klärschlamms entlastet.
Links zu weiteren Informationen:
Mike Maurer berichtet über die Räumung auf der Klärschlammvererdungsanlage Gudensberg-Maden
Herbstdüngung mit Klärschlammerde